Toleranz

Ein großes Wort. Es steckt so viel dahinter und ich wünschte, dass jeder tolerant ist und seinen Mitmenschen ohne Vorurteile begegnet. Doch ab wann bin ich eigentlich intolerant? Viele Fragen stellen sich mir und es fällt mir nicht leicht, sie zu beantworten. Doch wenn sich jeder ab und zu über Toleranz Gedanken macht, würde es nicht schaden.

Bin ich tolerant?

Manchmal bin ich eine Künstlerin darin, mir Dinge schön zu reden. Wenn ich jemanden begrüße und keine Reaktion kommt, verteile ich gerne direkt den Stempel unfreundlich & eingebildet. Wenn ich mir dann aber vorstelle, dass die Person gerade eine traurige Nachricht erhalten hat und ganz woanders mit den Gedanken ist, beruhige ich mich umgehend. Klappt übrigens mit etwas Übung in vielen Bereichen des Alltags.

Motzkuh

Als ich den Artikel Motzkuh geschrieben habe, ist mir aufgefallen, dass ich zwar Toleranz erwarte, doch selbst nicht immer tolerant bin. Gegenüber Menschen, die die Maskenpflicht ignorieren, die sich rücksichtslos verhalten oder die AfD wählen, bin ich doch sehr voreingenommen. Da hört meine Toleranz auf! ICH möchte aber doch tolerant sein.

Wo hört Toleranz auf?

Wo geht Toleranz über in da muss man eingreifen oder ich bin dagegen, bin aber deswegen nicht gleich intolerant.
Ich lebe in einer Regenbogenfamilie, fordere Gleichberechtigung und erwarte, dass man unsere Familie so behandelt, wie jede andere auch. Dass andere das nicht akzeptieren möchten, verstehe ich nicht. Es entsteht doch kein Nachteil für sie. Was genau stört sie, was können sie nicht tolerieren?

Gelingt es euch zu 100% tolerant zu sein? Kein Dialekt, der stört, arrogantes Auftreten, eine schrille Stimme, der Geruch oder Gerüchte, die den Ruf einer Person schon ruiniert haben, bevor man sie kennen gelernt hat? Stell dir vor, Du triffst einen lieben sympatischen Menschen und dann erfährst du, dass er/sie die AfD wählt …

Die Definition von Toleranz

Das WDR Kinder Nachrichtenmagazin neun 1/2 erklärt es so: „Tolerant sein heißt, jeden Einzelnen so zu akzeptieren, wie er ist. Menschen unterscheiden sich in vielen Dingen, wie zum Beispiel ihrem Aussehen, ihrer Meinung und ihrer Herkunft. Trotzdem sollte jeder Mensch gleich behandelt werden. Manchmal fällt das gar nicht so leicht. Nicht immer ist man mit der Einstellung anderer Personen einverstanden oder stört sich an Äußerlichkeiten. Da ist Toleranz gefragt!“ und später folgt noch der Zusatz „Allerdings hat Toleranz auch ihre Grenzen, zum Beispiel wenn Menschen anderen Personen absichtlich Schaden zufügen oder gewalttätig sind.“

Absichtlich Schaden zufügen

Die Wortwahl absichtlich Schaden zufügen setzt für mich die klare Grenze, wann Toleranz aufhört.

Wie ist das denn nun, wenn das partyfreundliche Publikum vor unserem Haus bis in die Morgenstunden feiert und in unseren Hof pinkelt? Für mich zählt das eindeutig unter diesen Punkt. Sie rauben mir den Schlaf und sorgen für Gestank im Hof. Somit bin ich nicht intolerant, wenn ich sage, dass ich das Publikum, dass sich so verhält, blöd finde.

Oder machen sie das gar nicht, um mich absichtlich zu ärgern? Ok, dann nehmen wir jetzt noch mit rein, dass die Polizei rund um Mitternacht regelmäßig eine Durchsage macht und auf die Lärmbelästigung hinweist. Also spätestens danach ist die Toleranzgrenze für mich überschritten.

Keine Toleranz für Klima-Ignoranz

Wenn Studien schwarz auf weiß belegen, was wir verhindern müssen, um eine folgenschwere Klimakatastrophe zu vermeiden, erwarte ich schnelles Handeln. Doch wenn in den obersten Rängen monatelang darüber diskutiert wird, oder die Fakten sogar verleugnet werden, dann dürfen wir solche einflussreichen Menschen nicht tolerieren. Sie schaden uns und wir müssen eingreifen!

Fridays for Future

Mit Sätzen wie Keine Toleranz für Klima-Ignoranz demonstrieren Schüler freitags weltweit. Sie fordern Politik und Wirtschaft auf, schnell zu handeln. Doch Politiker sind in ihrer täglichen Ohnmacht gefangen, Kohleausstieg bis 2030 – what?

Gegen die Freitags-Demos sind Politiker machtlos, zu viele Schüler argumentieren: wenn ihre eure Hausaufgaben nicht macht, machen wir unsere auch nicht. Wie armselig, dass die Politik mit Bußgeldern vorgeht. Die Abwesenheit der Schüler vom Unterricht toleriere ich – schließlich erhoffe ich mir dadurch eine Verzögerung oder gar einen Stop des Klimawandels. Die Bußgelder der Politik toleriere ich dagegen nicht!
Wie großartig, dass so viele Menschen die Machtspielchen nicht länger mit ansehen wollen!

Und ich bin doch tolerant!

Ich bin erleichtert! Denn wie ich jetzt gelernt habe, befinde ich mich mit vielen Meinungen immer noch im Rahmen der Toleranz! Denn sowohl Maskengegner, als auch AfD Wähler gehen absichtlich das Risiko ein, anderen Schaden zuzufügen.

Eure Nicki

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