Klare Ansagen
Eines wird mir immer wieder bewusst, klare Ansagen erleichtern das Leben mit Kindern! Wenn man ihnen erst gar nicht die Wahl lässt, ob sie nun im Restaurant auf der Bank sitzen wollen oder lieber auf dem Stuhl, wer neben ihnen sitzen soll, ob sie heute Wasser oder Apfelschorle trinken und vielleicht eine Vorspeise …. es ist für Kinder eine riesen Herausforderung. Zudem ist es unwichtig und Erwachsene sollten sich den Platz mit Aussicht gönnen! Unseren Kindern ist vieles egal, so lange das richtige Essen möglichst schnell vor ihnen steht.
Der Flur unter Hochspannung
Eine angespannte Situation spielt sich auch gerne im Flur ab, bevor man das Haus verlässt. „Möchtest Du die Turnschuhe oder lieber die Sandalen anziehen? Ach weißt Du noch wo die Socken sind, hattest du die blauen oder die grauen an? Und magst du die Fleece Jacke? Gleich anziehen oder soll ich sie einstecken?“. Ganz im Ernst, da ist doch jeder überfordert.
Kurze klare Sätze
Klare Ansagen und kurze Sätze, die zu einer genauso deutlichen kurzen Antwort einladen sind da doch viel besser. Sieben Worte sollte ein klarer Satz beinhalten, mehr können Jungen angeblich gar nicht so schnell verarbeiten. Außerdem treffen wir manche Entscheidung einfach selbst. „Bitte zieht die Turnschuhe an! Wir gehen jetzt.“ Noch Fragen? Nein!
Wir wollen los – ein Drama!
Unser Flur ist ziemlich groß und man sollte meinen, hier kann man sich aus dem Weg gehen. Doch es ist erstaunlich, welche Stimmung manchmal aufkommt, kurz bevor wir das Haus verlassen. Die klare Ansage „Wir wollen los“ löst irgendwelche negativen Schwingungen aus. Nicht nur, dass sich unsere Kinder dann gerne eng aneinandersetzen, sodass der eine den anderen natürlich mit dem Ellbogen rammen muss – gefolgt von einer künstlichen Entschuldigung mit dem Satz „das wollte ich nicht“.
Kleine Provokationen
Einer pfeift oder singt plötzlich lautstark los, bis die drei anderen flehend um Ruhe bitten, wilde Tanzbewegungen sorgen für Hektik … eine Ladung Sand rieselt auf den Boden und die Blicke treffen sich schweigend mit der Frage in der Luft, wer macht das jetzt weg?
Das ist einer dieser Momente, in denen ich gerne einen Familienberater an meiner Seite hätte. Wenn aus dem nichts kleine Provokationen die Stimmung anheizen, sich daraus ein handfester Streit entwickelt und dann die Tür knallt. Soll ich mir das gefallen lassen? Hab ich jetzt was falsch gemacht?
Eltern tragen Verantwortung
Egal ob dein Kind super toll ist, die besten Manieren hat und überall glänzt oder ob es die Lärmquelle ist, die überall nur laut und unsympathisch auffällt – Eltern tragen die Verantwortung für das Verhalten und die Entwicklung ihrer Kinder. Diese Erkenntnis hatte natürlich nicht ich, sondern Jesper Juul und ich teile sie absolut.
Eltern als Vorbild
Das mag jetzt vielleicht wie ein Schlag ins Gesicht sein, doch mit dieser Botschaft kann man ganz anders arbeiten, als wenn man sich sagt „hach, der ist halt so wie er ist, da kann man nichts mehr machen.“ Jeden Tag können wir durch unser Verhalten Einfluss nehmen. Jeden Tag leben wir unseren Kindern vor, wie man miteinander umgeht. Wenn friedliche Stimmung herrscht ist das kein Problem – doch wenn die Luft knistert vor lauter Wut, dann kommt es darauf an sich auch als Vorbild zu verhalten.
Erziehung und Disziplin
Erziehung ist anstrengend und Disziplin ist furchtbar anstrengend. Auf Regeln und Verhaltensweisen immer und immer hinzuweisen, monatelange „NEIN“ und „STOP“ zu rufen oder zu ermahnen bis ich mir selbst vorkomme, wie ein Idiot. Und wenn ich mich dann noch dabei ertappe, wie ich das morgens ausgesprochene Fernsehverbot am Abend nicht einhalte, weil die Stunden dazwischen ja super liefen. Ahhhhh! Alles falsch gemacht.
Ratgeber von Jesper Juul
Auf der Suche nach Tipps lese ich immer wieder Ratgeber von dem dänischen Familientherapeuten Jesper Juul. Vieles von ihm finde ich einleuchtend und verschafft mir Klarheit, wo meine Kinder gerade stehen.
Keine Strafen
Seine klare Meinung ist, dass es keine Strafen geben darf, sondern besser Konsequenzen, die aus Fehlverhalten resultieren.
An folgendem Beispiel ist das für mich sehr gut nachzuvollziehen.
Ein Kind will trotz Regen seine Gummistiefel nicht anziehen. Die Eltern schimpfen nach minutenlanger Diskussion und schließlich fällt der Satz, wenn du sie nicht anziehst, dann darfst du heute nicht zu Oma. Eine Strafe ohne jeglichen Zusammenhang. Besser wäre es in diesem Fall so – wenn du deine Gummistiefel nicht anziehst kannst du einen Schnupfen bekommen und dann können wir nachher nicht Oma besuchen. Der Zusammenhang ist jetzt klar, sowohl zwischen Wetter und Kleidung als auch mit den Folgen.
Eigentlich sehr einfach und mit etwas Übung auch gut machbar.
Eltern entwickeln sich und ihre Regeln weiter
Ein weitere Erkenntnis die mir durch sein Buch deutlich wurde ist, dass Regeln und Grenzen natürlich gut sind, dass sich diese aber ständig entwickeln sollten – genauso wie Eltern und Kinder. Nichts ist in Stein gemeißelt.
Bitte jetzt nicht falsch verstehen, mir ist sehr wichtig, einen Fahrplan über eine gewisse Zeitspanne zu haben, sowie feste Rituale und Regeln. Diese sind für Kinder extrem wichtig und sorgen für Vertrautheit und Ordnung. Vor allem für Jungen, dazu schreibe ich in dem Beitrag Klischee Jungs etwas ausführlicher.
Kinder kooperieren
Natürlich muss man sich dem Alter der Kinder entsprechend weiter entwickeln, sodass man nicht ewig in den selben Regeln verharrt. Z.B. dass nicht länger als 30 Minuten am Tag fern geschaut wird oder dass immer um 19 Uhr ins Bett gegangen wird.
Bei uns wird inzwischen regelmäßig verhandelt und je größer und hoffentlich auch vernünftiger die Kinder werden, lockern wir die Regeln, schauen mal einen Film oder essen vor dem Fernseher. Im Gegenzug erwarten wir dann auch ihre Unterstützung und Entgegenkommen, sodass sie merken, es sich lohnt, kooperativ zu sein.
Mehr Freiheit fordert mehr Verantwortung
Ich habe festgestellt, dass es unsere Söhnen sehr gut verstehen, dass mehr Freiheit mit mehr Verantwortung einhergeht. Es stärkt zudem das Vertrauen und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Die beiden lernen mit Verantwortung umzugehen und können ihr Verhalten besser reflektieren. Und wenn es schief geht, gehen wir einen Schritt zurück.
Die ganze Familie belohnen
Wir haben letztens die Kinder damit überrascht, dass wir abends nochmal eine Runde durch unseren Kiez flaniert sind und eine Kugel Eis essen waren. Obwohl das eigentlich genau die Zeit fürs Zähne putzen und ins Bett gehen gewesen wäre. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, welche Begeisterung das hervorgerufen hat, nachdem erst mal fünfmal ungläubig gefragt wurde „echt jetzt?“
Es hat super geklappt, wir haben uns allen einen tollen Ausklang eines Ferientages beschert, haben den lauen Sommerabend genossen, noch eine nette Bekanntschaft gemacht und waren glücklich.
Jungen brauchen klare Ansagen
In dem Ratgeber „Jungen brauchen klare Ansagen“ bin ich auf einen Tipp gestoßen, den ich gleich ausprobiert habe. Wenn ich meinem Sohn etwas wichtiges mitteilen möchte, dann lege ich meine Hand auf seine Schulter und schaue ihm direkt in die Augen. Dann warte ich bis er ebenfalls zu mir schaut und dann fange ich an einen ganz klaren Satz zu formulieren.
Als ich das das erste mal ganz bewusst gemacht habe, war er so irritiert als würde ich ihm jetzt irgendwas schlimmes mitteilen. Ganz perplex hatte er dann genickt und die Sache war geritzt. Auch wenn die beiden streiten und ich oft gehe zu einem, lege die Hand auf die Schulter und spreche ganz klar mit ihm, kommt die Botschaft direkt an. Die volle Zuwendung ist ein wichtiger Schlüssel zur Eltern-Kind-Beziehung.
Kleine Träumer
Klare Ansagen hin oder her, manchmal sage ich etwas zu einem unserer Kinder und merke, wie er verträumt in die Luft schaut und einen ein paar Sekunden später fragend ansieht. Hach ja, ein kleiner Träumer! Am liebsten würde ich manchmal gerne in den kleinen Kürbis hinein schauen, was da gerade so passiert. Träumt der vom letzten Urlaub, von seinen Freunden oder denkt er an die Schule?
Familienratgeber
Die zahlreichen Ratgeber, in denen empfohlen wird, als Elternteil auf keinen Fall zu schreien, möchte ich manchmal am liebsten an die Wand klatschen. Es stimmt ja, dass man hässlich aussieht, wenn man wütend ist und furchtbar wenn man schreit, sich der Mund verzerrt und die Augen starr blicken. Und es wäre schrecklich, wenn Kinder, die gerade eine Grenze austesten dann denken, „ach, so reagiert man also, wenn man etwas nicht gut findet“.
So ein Pro-Eltern-Ratgeber, der empfiehlt, schreie einfach mal deine ganze Wut raus, denn Du bist im Recht, wäre doch auch mal wünschenswert. Oder muss man als Erwachsener alle Launen, Trotzphasen und Streitigkeiten ertragen, im Zweifel den Raum verlassen und immerzu vernünftig sein? Die Antwort ist leider JA.
Authentisch aber bitte entspannt
Einerseits soll man authentisch sein, andererseits soll man sich auch in der größten Wut zusammenreißen. Gar nicht so einfach. Ich finde, wir Eltern leisten manchmal echt richtig großes! Und dann ist noch nicht mal einer stolz auf uns – man sollte sich selbst wieder mehr feiern.
Der ganz normale Wahnsinn
Wenn ich einen Tag mal so überschlage sind da doch einige Erwartungen und Aufgaben zu meistern:
- gelassen zu bleiben
- alle Mahlzeiten zur Zufriedenheit aller zu kredenzen
- Home Schooling erfolgreich zu erledigen
- Treffen & Hobbies zu organisieren
- sich ganz nebenbei um einen Haufen Wäsche zu kümmern
- sich von zwei bis vier Hörbüchern beschallen zu lassen
- geduldig die Kunstwerke aus Bügelperlen zu bügeln
- zwei Kinderbetten auf eBay zu versteigern
- zwei paar neue Paar Kinderschuhe bestellen
- Bücher in die Kinderbibliothek zurückbringen
- klare Ansagen zu machen, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen
Top Gehalt für Familienmanager-in
Warum werden Eltern, die zuhause bei den Kindern bleiben, nicht mit einem monatlichen Gehalt gewürdigt? Hier ist doch alles von super bezahlten Managern vereint: Führungskompetenz, Organisationstalent, Spontanität, Krisenmanagement, Multitasking, Teamfähigkeit zudem noch Ernährungswissenschaft und neuerdings noch Lehrkraft!
Nur, dass es den Managern oft egal ist, wenn sie den Karren an die Wand fahren. Da haben wir Eltern dann doch wesentlich mehr Verantwortung zu tragen – und das nicht nur für ein paar Jahre!
Was ist eigentlich Gelassenheit?
Seit ich mit einem Augenzwinkern diese Definition gelesen habe, sehe ich die so hochgelobte Gelassenheit etwas entspannter:
Gelassenheit ist die Kunst langsam wütend zu werden.
Ich habe fertig! Das ist doch auch mal eine klare Ansage.
Eure Nicki
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